Experte: Damit sich Kinderbekommen auch wirtschaftlich lohnt
Für Elternkomponente im Rentensystem
WARSCHAU. Dass sich Elternschaft aus wirtschaftlicher Sicht nicht auszahle und die gegenwärtige Ausgestaltung des Rentensystems einem das Kinderbekommen verleide, hat der Breslauer Ökonomieprofessor Marek Kośny beklagt. In einem Interview mit der polnischen Katholischen Nachrichtenagentur (KAI, Warschau) sagte Kośny, dass, obwohl für die Stabilität des Rentensystems aufeinanderfolgende Generationen von Arbeitnehmern notwendig seien, funktioniere das System selbst so, „dass man im Alter umso unsicherer ist, je mehr Kinder man hat“.
Das Rentensystem basiert laut Kośny in erster Linie auf der Dauer der Erwerbstätigkeit und dem Arbeitserlös. „Menschen, die zu Hause arbeiten und Kinder erziehen, sind entweder kürzer auf dem Arbeitsmarkt oder haben weniger Energie, um sich der Arbeit zu widmen und im Beruf voranzukommen. Folglich haben sie auch geringere Renten.“
Marek Kośny lehrt als außerordentlicher Professor an der Universität für Wirtschaft in Breslau und ist seit 2015 Mitglied im Breslauer Familienrat sowie Vorsitzender der Expertengruppe des Verbands großer Familien Drei-Plus (Związek Dużych Rodzin Trzy Plus) mit Sitz in Warschau.
Im KAI-Interview warb Kośny für das vom Verband großer Familien entworfene Konzept einer zusätzlichen Säule im Rentensystem, die hier sogenannte „Elternkomponente“ (siehe hier ein ähnliches Konzept nach Professor Hans-Werner Sinn). Dies sei ein Schritt zum Abbau der Diskriminierung von Eltern und zur Wiederherstellung des natürlichen Zusammenhangs zwischen elterlicher Anstrengung und gesichertem Lebensabend. Vielleicht, so der Experte für Familienbesteuerung, könne dies auch dafür sorgen, dass das Rentensystem nicht mehr so stark vom Kinderkriegen abschrecke.
In diesem Zusammenhang wies Kośny auf das demographische Problem Polens hin: Man wisse zwar, „wie viele Arbeitnehmer wir in Polen in zwanzig, dreißig Jahren haben werden“. Aber „aus der Sicht des Rentensystems ist das ein Zeichen für eine ernste Krise. Und in dieser Perspektive haben wir nur zwei Lösungen: Migration und Fruchtbarkeit.“
Selbst wenn man die „doch sehr wichtigen Fragen der Identität und der Kultur“ zunächst außen vor lassen wolle, so berge die Migrationspolitik jedenfalls eine „große Unsicherheit“: „Werden sich die Migranten für Polen entscheiden? Werden sie hier arbeiten wollen? Was wird sie an unser Land binden? Wir wissen es nicht.“
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