Der Abtreibungstermin stand schon fest

1000plus
An einem strahlenden Tag im Juli bringt die 1000plus-Praktikantin Anna einen Zwillingskinderwagen zu einer frischgebackenen Mama. Doch ein paar Monate zuvor sah die Realität für diese Mutter noch alles andere als sonnig aus ...
Es ist ein Wochenende im Februar, als die 1000plus-Beratung die Anfrage von Ann-Kathrin* erreicht: 39 Jahre, zwei Töchter, große finanzielle Sorgen, Eheprobleme, chronische Überlastung und immer wieder Depressionen. Und ungeplant schwanger in der 12. Woche – mit Zwillingen!
Auf Frage 11 des Online-Formulars antwortet sie: „Ja, ich habe viel im Internet gelesen. Ja, ich war bereits bei einer Beratungsstelle. Ja, ich habe bereits einen Termin für eine Abtreibung.“
Der Abtreibungstermin steht schon
Weil sie in München wohnt und ihre Telefonnummer angegeben hat, ruft unsere Beraterin Sara gleich am Montagmorgen bei Ann-Kathrin an. Sie schlägt der Schwangeren einen Termin um 15 Uhr vor. Bei dem Telefonat stellt sich auch heraus, dass der Abtreibungstermin für Dienstag um 11.30 Uhr vereinbart ist - der letztmögliche Termin innerhalb der gesetzlichen Frist. Das Vorgespräch in der Klinik war bereits am Freitag.
Ann-Kathrin ist überpünktlich und klingelt mit ihren beiden Mädchen (4 und 6 Jahre) gegen 14.45 Uhr. Das Gespräch dauert ganze drei Stunden. Während sich eine weitere Beraterin im Nebenraum um die beiden Mädchen kümmert, redet sich die Frau ihre ganze Verzweiflung von der Seele.
Dr. Barbara Dohr und Sara hören ihr aufmerksam zu und werden anschließend davon berichten, dass Ann-Kathrin immer wieder heftig weinen musste. Dass ihr die Stimme immer wieder versagte. Dass ihr Körper sich verkrampfte und sie am ganze Leib zittern musste, wenn sie über die bevorstehende Abtreibung gesprochen hat.
Abtreibung löst keine Probleme
Die beiden Beraterinnen kommen immer wieder darauf zurück: „Lassen Sie uns die benannten Probleme angehen; eines nach dem anderen. Und lassen Sie uns Lösungen erarbeiten. Keines der genannten Probleme würde mit der Abtreibung Ihrer Zwillinge aus der Welt geschafft.“
Sie sagen Ann-Kathrin jede erdenkliche Hilfe zu: Regelmäßige finanzielle Unterstützung, direkte Hilfe im Haushalt, Vermittlung eines Therapieplatzes, eine Eheberatung, Finanzierung eines kurzfristigen Erholungsurlaubs, ein Zwillingskinderwagen – einfach alles, was helfen könnte, eine Perspektive für das Leben zu sehen.
Als sie nach 18 Uhr das Beratungszentrum verlässt, verspricht sie, sich noch einmal alles durch Kopf und Herz gehen zu lassen.
Am Dienstagsmorgen warten Dr. Barbara Dohr und Sara dann gespannt auf Neuigkeiten von Ann-Kathrin. Immer wieder der bange Blick auf die Uhr: „Jetzt ist sie in der Klinik. Oder auch nicht.“ Immer wieder der Blick in das E-Mail-Postfach. Bis das Telefon um 13.45 Uhr klingelt.
Den Tränen nahe
Es ist Ann-Kathrin. Der erste Satz, den sie an Sara richtet: „Können Sie mir bitte den Zwillingskinderwagen reservieren, von dem Sie gestern gesprochen haben?“ Die Beraterin ist den Tränen nahe, als sie hört, dass Ann-Kathrin den Abtreibungstermin hat sausen lassen. Sie ist mit ihrem Mann in die Klinik gefahren. Nach zehn Minuten im Wartezimmer ist sie aufgestanden und hat gesagt „Ich bringe es nicht übers Herz“, und ist mit ihrem Mann und den Zwillingen wieder heimgefahren.
Eine Welle der Solidarität
Nachdem die Unterstützer von 1000plus per Newsletter darüber informiert worden sind, dass Ann-Kathrin vielfältige Hilfszusagen erhalten hat und sich daraufhin für ihre Zwillinge entscheiden konnte, kommt es zu einer überwältigenden Welle der Solidarität. In den Monaten bis zur Geburt kann Ann-Kathrins Familie dank der Unterstützung unzähliger Spender mit allem versorgt werden, was nötig ist. Im Juli dann durfte unsere Praktikantin Anna den Zwillingskinderwagen persönlich bei der überglücklichen Ann-Kathrin, stolze Mutter von vier Kindern, vorbeibringen. Das ist die Geschichte hinter diesem Kinderwagen.
DANKE, dass Sie an der Seite dieser Frauen stehen!
Bitte unterstützen Sie Schwangere in Not. Bitte machen Sie Entscheidungen fürs Leben möglich!
* Der Name und alle persönlichen Angaben wurden zum Schutz der Frau und ihrer Familie geändert.
1000plus-News möchte auf die Not ungewollt schwangerer Frauen aufmerksam machen. Unterstützen Sie die Arbeit der 1000plus-Beraterinnen mit Ihrer Spende.