Tod der Kessler-Zwillinge – Droht eine gefährliche Normalisierung von assistiertem Suizid?
Debatte über gesetzlichen Rahmen
Die Nachricht vom gemeinsamen assistierten Suizid der Kessler-Zwillinge hat deutschlandweit eine intensive Debatte ausgelöst. Der Tod der 89-jährigen Künstlerinnen rückt die ungelösten Fragen rund um assistierte Selbsttötung erneut in den Mittelpunkt – und zeigt, wie sehr ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte weiterhin im Streit stehen.
Besonders stark wird die Rolle der Medien hinterfragt. Sozialverbände wie die Caritas warnen vor Darstellungen, die Suizid als individuell stimmige oder gar romantische Entscheidung erscheinen lassen. Caritaspräsidentin Eva Welskop-Deffaa erinnert daran, dass prominente Suizide samt breiter Berichterstattung erfahrungsgemäß zu einem messbaren Anstieg von Suiziden führen – vor allem bei älteren und verletzlichen Menschen, die sich schnell unter sozialen Druck gesetzt fühlen könnten.
Zugleich bleibt die politische Lage ungeklärt. Das Bundesverfassungsgericht erklärte 2020 zwar das Verbot der geschäftsmäßigen Suizidassistenz für verfassungswidrig, forderte aber ausdrücklich staatliche Schutzmechanismen, um Druck und Manipulation zu verhindern. Bis heute gibt es weder ein neues Gesetz noch ein Schutzkonzept, gescheiterte Gesetzesinitiativen inklusive. Ein neuer politischer Anlauf ist derzeit nicht erkennbar.
Während etwa die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben keine zusätzliche Regulierung für nötig hält, mahnen andere – darunter Karl Lauterbach und der Deutsche Ethikrat – klare Verfahren an, die sicherstellen, dass Entscheidungen wirklich frei, informiert und unbeeinflusst getroffen werden. Offen bleibt die Sorge, dass besonders ältere Menschen in einer alternden Gesellschaft subtil dazu gedrängt werden könnten, „niemandem zur Last zu fallen”.
In diesem Zusammenhang erinnert die Enzyklika Evangelium Vitae an den grundlegenden Wert jedes Menschenlebens: „Das Leben des Menschen kommt aus Gott, es ist sein Geschenk, sein Abbild und Ebenbild, Teilhabe an seinem Lebensatem. Daher ist Gott der einzige Herr über dieses Leben: der Mensch kann nicht darüber verfügen.” (Johannes Paul II., 1995, Nr. 39)
Bei Suizidgedanken oder seelischer Not gilt: Hilfe holen. Telefonseelsorge (kostenlos, anonym, 24/7): 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. Im akuten Notfall: 112.
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