Die Liste ist lang: Wie internationale Konzerne Abtreibungen fördern

Ideologische und ökonomische Motive

18.06.2025

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Der Umgang mit Schwangeren in Not betrifft die gesamte Gesellschaft  – neben betroffenen Frauen und Familien ist es auch ein Thema, mit dem sich Unternehmen aus verschiedenen Gründen auseinandersetzen. 

Dabei gibt es derzeit einen auffälligen Trend: In den letzten Jahren haben sich zahlreiche internationale Unternehmen öffentlich zu einem „Pro-Choice“-Standpunkt bekannt oder Abtreibung auf unterschiedliche Weise aktiv unterstützt. Besonders deutlich wurde das im Jahr 2022, als das Urteil Roe v. Wade in den USA revidiert wurde – mit der Auswirkung, dass die einzelnen Bundestaaten nun wieder eigene Abtreibungsgesetze erlassen können. In der Folge erklärten Dutzende Konzerne – darunter große Namen wie Amazon, Apple oder Disney –, dass sie Mitarbeiterinnen im Falle einer gewünschten Abtreibung finanzielle Unterstützung oder Reisekostenübernahme bieten würden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: US-KLINIK BIETET ABTREIBUNG BIS ZUR GEBURT AN – DIE BRUTALE REALITÄT 

Doch auch jenseits dieses medienwirksamen Ereignisses engagieren sich weltweit Unternehmen in unterschiedlicher Form für Organisationen oder Initiativen, die den Zugang zu Abtreibung fördern – etwa durch Spenden, politische Lobbyarbeit oder die Integration entsprechender Leistungen in ihre Mitarbeiterprogramme.

Dieser Artikel möchte dafür sensibilisieren, wie Unternehmen durch ihre Haltung und ihr Handeln Einfluss auf das gesellschaftliche Klima und auch auf einzelne Lebensentscheidungen ihrer Angestellten nehmen können.

 

Reaktion großer Unternehmen auf das Roe v. Wade-Urteil

 

Im Juni 2022 hob der Oberste Gerichtshof der USA das Urteil Roe v. Wade auf – und damit das seit fast 50 Jahren bestehende verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung. In der Folge kündigten zahlreiche US-amerikanische Großunternehmen an, für ihre Mitarbeiterinnen die Kosten für Reisen in Bundesstaaten zu übernehmen, in denen Abtreibungen weiterhin legal sind, oder „reproduktive Gesundheitsleistungen“ in ihre betriebliche Gesundheitsversorgung aufzunehmen.

 

Einige Unternehmen, die sich in diesem Zusammenhang klar „Pro Abtreibung“ positionierten:

  • Unternehmen der Tech- und Digitalbranche wie Amazon, Apple, Microsoft, Meta (Mutterkonzern von Facebook, Instagram, WhatsApp), Salesforce, Reddit, Discord, Airbnb, Pinterest, Yelp, Dell Technologies, eBay und Indeed.
     
  • Unterhaltungs- und Medienkonzerne wie Disney, Paramount, Warner Bros. Discovery, Sony, Condé Nast, Netflix und Live Nation machten öffentlich ihre Unterstützung für den Zugang zu Abtreibung deutlich.
     
  • Im Bereich Einzelhandel und Konsum bekannten sich Unternehmen wie Starbucks, Walmart, Target, Levi Strauss, Patagonia, Procter & Gamble (Mutterkonzern von Marken wie Always, Pampers, Ariel, Head & Shoulders, Gillette, Oral-B, Febreze) und Johnson & Johnson (Mutterkonzern von Marken wie o.b., Penaten, Neutrogena, Listerine, Nicorette) zur Finanzierung entsprechender Leistungen. 
     
  • Selbst große Lebensmittel- und Getränkemarken wie Pepsi, Lays, Chobani und Ben & Jerry’s kündigten die besagten Maßnahmen an.
     
  • Auch Kosmetik- und Pflegemarken, darunter Dove, NARS, Saie, Shiseido Americas, Benefit Cosmetics, E.L.F. Beauty, Kendo, MUTHA, Nuria Beauty und Natureofthings, äußerten sich öffentlich oder unterstützten entsprechende Maßnahmen.
     
  • Im Bereich der Finanz- und Bankwirtschaft kündigten Unternehmen wie JPMorgan Chase, Bank of America, Wells Fargo, Goldman Sachs, Citigroup und Mastercard Förderungen für Abtreibungen an.
     
  • Mobilitätsanbieter wie Lyft, Uber und Alaska Air Group erklärten, ihre Angestellten bei Reisen zur Durchführung von Abtreibungen zu unterstützen.


Die Ankündigungen wurden meist öffentlichkeitswirksam über soziale Medien und Pressemitteilungen verbreitet – häufig begleitet von Schlagworten wie „Solidarität“ oder dem erklärten Einsatz für „reproduktive Rechte“. 

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Ökonomisches Kalkül hinter „Solidarität“?

 

Doch wenn sich Großkonzerne plötzlich als Vorkämpfer für „Frauengesundheit“ und Selbstbestimmung inszenieren, stellt sich eine berechtigte Frage: Geht es hier wirklich um das Wohl der Frauen – oder werden in erster Linie wirtschaftliche Interessen bedient?

Denn bei näherem Hinsehen wird deutlich: Die angebotenen Leistungen – etwa die Übernahme von Reisekosten für eine Abtreibung – entstehen nicht unbedingt aus echter Sorge um das individuelle Wohlergehen der betroffenen Frauen. Vielmehr bringen sie handfeste wirtschaftliche Vorteile für die Unternehmen mit sich. Wer eine Abtreibung finanziert, spart sich im Zweifel teure Mutterschutzregelungen, längere Elternzeiten und die Notwendigkeit, familienfreundliche Arbeitsmodelle zu schaffen. Somit sind die beschriebenen Maßnahmen ein vermeintlich modernes „Lösungspaket“, das sich vor allem dann finanziell lohnt, wenn das Kind eben nicht geboren wird.

Echte Hilfe für Frauen in einer Konfliktschwangerschaft sieht anders aus.
 

Wer das Kind bekommen möchte und Unterstützung bräuchte – ob finanziell, emotional oder organisatorisch –, findet bei diesen Unternehmen kaum vergleichbare Angebote. Die Entscheidung gegen das Kind wird erleichtert und finanziell gefördert, die Entscheidung für das Kind hingegen bleibt häufig eine private Herausforderung, die die Frau allein zu tragen hat. 

Dass es nicht nur um Selbstbestimmung, sondern auch um ökonomische Interessen geht, machen manche Konzerne ganz offen deutlich: So weist Levi Strauss & Co. auf seiner Website ausdrücklich auf die "wirtschaftlichen Folgen" restriktiver Abtreibungsgesetze hin – „für Individuen, Unternehmen und ganze Volkswirtschaften“.

Damit wird Abtreibung zur bequemeren und ökonomischeren Lösung – nicht zur freien Wahl.
 

Trotz der zahlreichen öffentlichen Ankündigungen bleibt unklar, wie viele Mitarbeiterinnen die angekündigten Leistungen in den vergangenen Jahren tatsächlich in Anspruch genommen haben und ob diese Angebote noch bestehen. In der sensiblen und persönlichen Situation eines Schwangerschaftskonflikts könnten betroffene Frauen zögern, sich darüber ihrem Arbeitgeber zu offenbaren – zumal dann, wenn dessen wirtschaftliches Eigeninteresse dazu tendieren könnte, Schwangerschaften unter seinen Angestellten eher zu vermeiden. Zudem stellt sich die grundsätzliche Frage, ob auf ganz andere Dinge spezialisierte Konzerne der bevorzugte Ort sind, um sich in einer existenziellen Notlage Entscheidungshilfe zu suchen. Zudem klafft zwischen öffentlicher Positionierung und tatsächlicher Umsetzung oftmals eine erhebliche Lücke. Nicht wenige Unternehmen scheinen eher auf einen öffentlichkeitswirksamen Trend aufgesprungen zu sein – ob aus echter Überzeugung, politischem Kalkül oder strategischer Imagepflege, bleibt dabei offen.

Planned Parenthood-Klinik
Planned Parenthood – der größte Anbieter für Abtreibungen in den USA Copyright by IMAGO / NurPhoto IMAGO / NurPhoto

Welche Unternehmen für Abtreibungsanbieter spenden

 

Während viele Konzerne vor allem im Zuge der Roe-v.-Wade-Entscheidung Stellung bezogen, engagieren sich einige Unternehmen schon seit Jahren aktiv für einen möglichst schrankenlosen Zugang zur Abtreibung und für sogenannte „reproduktive Rechte“. Dieses Engagement geht über kurzfristige Reaktionen hinaus und zeigt sich etwa in Form von regelmäßigen Spenden an entsprechende Organisationen, strategischen Partnerschaften oder politischem Lobbying. Besonders häufig unterstützen Unternehmen dabei Planned Parenthood – eine der größten Organisationen in den USA, die Abtreibungen durchführt. Dabei wird deutlich: Für manche Unternehmen ist die Unterstützung von Abtreibung nicht nur Teil einer PR-Strategie, sondern ein fester Bestandteil ihrer gesellschaftspolitischen Ausrichtung.

Ein Unternehmen, das sich besonders deutlich für einen möglichst schrankenlosen Zugang zu Abtreibung einsetzt, ist Ben & Jerry’s. Die Eismarke unterstützt Organisationen wie Planned Parenthood, unter anderem durch Spenden der Ben & Jerry’s Foundation. Diese macht öffentlich ihre Haltung klar: „Ben & Jerry’s vertritt eine sehr starke und klare Position zur Förderung reproduktiver Gerechtigkeit.“ Am 10. März 2025, dem „National Abortion Provider Appreciation Day“, veröffentlichte das Unternehmen einen Beitrag auf X, in dem es hieß: „We stand with abortion providers today and every day.“

Im April 2025 veröffentlichte Ben & Jerry’s in Kooperation mit Planned Parenthood ein Kampagnenvideo, in dem Passanten auf der Straße scheinbar beiläufig sowohl nach ihrer Lieblingseissorte als auch nach ihrer Haltung zu Abtreibung und Frauenrechten befragt wurden. Die Inszenierung wirkte locker und zugänglich – so, als sei eine Abtreibung eine ebenso beiläufige Entscheidung wie die Wahl zwischen Schokoladen- und Vanilleeis. Begriffe wie „reproduktive Rechte“ oder „Gesundheitsleistungen“ ließen in diesem Zusammenhang das Thema Abtreibung eher harmlos und banal erscheinen – und überdeckten damit die Tragweite solcher Eingriffe.

Levi Strauss & Co. positionierte sich bereits vor der Aufhebung des Roe-v.-Wade-Urteils als Befürworter sogenannter „reproduktiver Rechte“. In einem öffentlichen Beitrag betonte das Unternehmen, seinen Mitarbeiterinnen finanzielle Unterstützung beim Zugang zu Abtreibungen zu bieten – etwa durch die Übernahme von Reisekosten. Darüber hinaus gab Levi Strauss an, auch durch Spenden Organisationen wie das Center for Reproductive Rights und weitere Einrichtungen zu unterstützen, die sich für den möglichst schrankenlosen Zugang zu Abtreibungen engagieren.

Andere Unternehmen wie AmazonTesla und Starbucks hatten bereits kurze Zeit vor der Aufhebung des Roe-v.-Wade-Gerichtsurteils entsprechende Maßnahmen ergriffen – bei Tesla geschah dies in Form einer allgemein gehaltenen Regelung zu Gesundheitsleistungen (die wohl aber Abtreibungen miteinschließt), obwohl CEO Elon Musk immer wieder vor einem Rückgang der Geburtenrate warnt. Die Marke Patagonia versprach im Vorfeld sogar, die Kaution für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stellen, falls diese bei Pro-Choice-Protesten verhaftet werden.

Das amerikanische Bewertungsportal Yelp hat sich ebenfalls klar auf die Seite der Abtreibungsbefürworter gestellt: Seit 2018 versieht es sogenannte „Pregnancy Resource Centers“ – also Beratungsstellen, die Hilfe statt Abtreibung bieten– mit Warnhinweisen, sie würden nur „eingeschränkte medizinische Leistungen“ anbieten. Aus Sicht von Pro-Life-Organisationen wie Live Action ist das kein neutraler Hinweis, sondern eine gezielte Diffamierung. 

Tatsächlich bieten diese PRCs (Pregnancy Ressource Centres) sehr wohl medizinische Dienstleistungen wie Ultraschalluntersuchungen und Schwangerschaftstests an, viele davon unter ärztlicher Aufsicht. Zudem leisten sie praktische Hilfe in Form von kostenlosen Babyartikeln, Beratung, Wohnhilfen und Kursen – Angebote, die klassische Abtreibungskliniken in der Regel nicht bereitstellen.

Dabei, so die Kritik von Live Action, bleiben tatsächliche Missstände in Abtreibungskliniken völlig unbeachtet. Yelp versieht deren Einträge nicht mit Warnungen – selbst wenn es dort zu medizinischen Komplikationen, Notrufen, fehlgeschlagenen Inspektionen oder gesetzeswidrigem Betrieb ohne Lizenz kommt.

Auch andere US-Unternehmen wie der Mobilfunkanbieter CREDO Mobile oder die Online-Apotheke Honeybee Health befürworten öffentlich und finanziell den möglichst schrankenlosen Zugang zu Abtreibungen. Letztere arbeitete bereits vor der Aufhebung von Roe v. Wade daran, den Zugang zu Abtreibungspillen über den Versandweg auszubauen – insbesondere in Regionen, in denen Abtreibung illegal oder der Zugang gesetzlich eingeschränkt ist. Beide Unternehmen positionieren sich klar als Unterstützer sogenannter „reproduktiver Rechte“. Kosmetikmarken wie MAC Cosmetics und Benefit Cosmetics gehören ebenfalls zu den regelmäßigen Spendern an Planned Parenthood – oft eingebettet in groß angelegte Kampagnen rund um „Frauenrechte“.

Einen Überblick über Unternehmensspenden an Abtreibungsorganisationen lieferte im Jahr 2016 die US-amerikanische Plattform 2nd Vote. Die konservative Non-Profit-Organisation hatte sich darauf spezialisiert, politische Ausrichtungen und Spendenverhalten von Unternehmen offenzulegen – mit dem Ziel, Verbrauchern eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen.

Laut 2nd Vote spendeten zahlreiche internationale Großkonzerne direkt an Planned Parenthood – darunter Bank of America, Deutsche Bank, Pfizer, Unilever, Microsoft, Nike, Adobe, Ford, American Express, Johnson & Johnson, Levi Strauss, Ben & Jerry’s, Starbucks und viele weitere. In vielen Fällen blieb es nicht bei einzelnen Spenden: Zahlreiche Unternehmen integrierten ihre Unterstützung für Abtreibung in längerfristige Förderstrukturen, Kooperationen oder imageprägende Kampagnen.

 

Wenn die Ausweitung von Abtreibung Teil der Geschäftsstrategie wird


Insbesondere in den USA zeigt sich: Der Umgang mit Schwangeren in Not ist längst nicht mehr nur ein gesellschaftlich diskutiertes Thema, sondern auch ein fester Bestandteil unternehmerischer Kommunikation, Lobbyarbeit und Finanzierungsentscheidungen. Wenn Großkonzerne sich so deutlich politisch positionieren, stellt sich unweigerlich die Frage, inwiefern diese Positionierungen auch durch wirtschaftliche Interessen geprägt sind.
Zwar liegt der Schwerpunkt dieses Engagements bislang vor allem in den USA, doch viele der genannten Unternehmen sind international tätig – und verkaufen ihre Produkte auch in Deutschland. Damit gewinnen ihre gesellschaftspolitischen Positionen auch hierzulande an Bedeutung – nicht zuletzt für Verbraucher, die ihre Kaufentscheidungen bewusst treffen möchten.

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