Zahl der Abtreibungen im Jahr 2024 erneut gestiegen

Rund 0,2 % mehr Schwangerschaftsabbrüche als im Vorjahr

25.04.2025

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Abtreibung. (Symbolbild) Copyright by IMAGO / Zoonar

Die Anzahl der Abtreibungen in Deutschland erreichte im vergangenen Jahr einen traurigen Tiefpunkt. Während von 2014 bis 2020 jeweils zwischen 99.000 und 101.000 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen wurden und die Zahl 2021 auf sogar „nur" 94.600 Fälle sank, werden es seit 2022 wieder kontinuierlich mehr.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 03. April bekanntgab, wurden 2024 rund 106.000 Abtreibungen vorgenommen. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg um 0,2 %. Von 1996 bis 2023 wurden insgesamt 1.833.821 Kinder in Deutschland abgetrieben

Das durchschnittliche Alter der Frauen, welche im letzten Jahr abgetrieben haben, hat sich erhöht. 69 % von ihnen waren zwischen 18 und 34 Jahren, 20 % zwischen 35 und 39, 9 % über 40 und gerade einmal 3 % unter 18. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, dass trotz des relativ hohen Alters 43 % der Betroffenen zum Zeitpunkt der Abtreibung noch kinderlos waren. 

Die Altersverschiebung ist allerdings auch dem demografischen Wandel geschuldet, da es in Deutschland trotz Zuwanderung immer mehr ältere als jüngere Menschen gibt. Laut Destatis ist die Zahl der 15- bis 17-Jährigen von 2014 bis 2024 um 4,6 % zurückgegangen, bei den 20- bis 24-Jährigen sind es 3,9 % weniger. Dafür gibt es 6,9 % mehr 30- bis 34-jährige Frauen und sogar 16,9 % mehr Frauen zwischen 35 und 39. 

Erfreulich ist immerhin, dass die Quote der Abtreibungen von Teenagern (15-17 Jahre) auch in Relation zur absoluten Zahl an Mädchen in dieser Altersgruppe seit 2014 abnahm, nämlich von 27 auf 24 pro 10.000. Auch die Erfahrung bei Profemina bestätigt dies. Wie am Beispiel der 16-jährigen Lea*, die in einer ihrer ersten Nachrichten an ihre Beraterin schreibt:

„Mein Freund hat etwas geschockt reagiert, aber dennoch hat er mich sofort in den Arm genommen und mir gesagt, dass wir es schaffen. Ich freue mich zu hören das man finanziell unterstützt wird und das nimmt mir auch etwas die Sorgen.“

Bei den 20- bis 24-jährigen Frauen sank diese Quote von 96 auf 92. Bei den 30- bis 34-Jährigen stieg sie allerdings von 85 auf 91, bei den 35- bis 39-Jährigen von 67 auf 75. 

Ferner gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass 96 % aller Abtreibungen nach der sogenannten Beratungsregelung und die restlichen 4 % aufgrund medizinischer Gründe oder nach Vergewaltigungen durchgeführt wurden. Unter die Beratungsregelungen fallen alle Abtreibungen, die bis zur 12. SSW und nach einem Beratungsgespräch bei einer staatlichen Stelle durchgeführt werden. Gründe für den Wunsch nach Abtreibung muss die Frau dabei nicht nennen. In der Profemina Beratung werden als Hauptgründe meist „Falscher Zeitpunkt“, „Partnerschaftsprobleme“ oder „Überlastung“ angegeben. Oft spielen auch mehrere Gründe gleichzeitig eine Rolle. Wie z.B. bei Annemarie*: 

„Ich habe bereits zwei kleine Kinder (2 und 4) und bin schon 43 Jahre alt. Ich fühle mich oft überlastet. Der Vater möchte kein drittes Kind, ich erfahre keine emotionale Unterstützung von ihm.“ 

 Bei knapp der Hälfte (46 %) aller Abbrüche kam die Absaugmethode zum Einsatz, bei 41 % die Abtreibungspille Mifegyne. 85 % aller Abtreibungen fanden in Arztpraxen sowie OP-Zentren statt, 13 % ambulant im Krankenhaus. 

Auffällig ist zudem, in welch frühem Stadium der Schwangerschaft die Abtreibungen durchgeführt wurden. 79 % aller Schwangerschaften wurden bereits innerhalb der ersten acht Schwangerschaftswochen beendet und 3 % in der 12. Woche oder noch später.

Auch bei Profemina melden sich die meisten Frauen, nachdem sie gerade erst von ihrer Schwangerschaft erfahren haben, was meist in den Wochen 5-8 der Schwangerschaft ist. Für viele dieser Frauen beginnt der Konflikt bereits mit Feststellen der Schwangerschaft; bei nicht wenigen auch bereits davor, wenn sie befürchten, schwanger zu sein, es aber noch keine Bestätigung durch einen Test oder Arzt gibt.

Immer wieder sind die Frauen so unter Angst und unter Druck, dass eine schnelle Abtreibung als einzige Lösung erscheint.

Wie beispielsweise Julia*, die sich an Profemina wendet, als sie seit 2 Tagen von ihrer Schwangerschaft weiß und bereits einen Abtreibungstermin vereinbart hat: 

„Ich bin so hin und hergerissen. Im tiefsten Inneren wünsche ich mir ein Kind. Aber ich habe psychische Probleme und habe Angst, der Situation nicht gewachsen zu sein.“

Nachdem sich die erste Panik legen konnte und Julia mit ihrer Beraterin gute Hilfen und Lösungen für ihre Situation finden konnte, hat sie sich für ihr Kind entschieden. Eine gute Beratung besteht darum vor allem darin, der Frau bewusst zu machen, sich Zeit zu nehmen, damit sie frei wird, das Gute zu wählen.

Die immer weiter steigende Anzahl an Abtreibungen in Deutschland ist alarmierend. Umso wichtiger ist, dass „Hilfe statt Abtreibung“ in die Welt getragen wird. 

 

*Die Namen und alle persönlichen Angaben wurden zum Schutz der Frauen und ihrer Familien anonymisiert.

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