Vietnam schafft Zwei-Kind-Politik ab

Wegen sinkender Geburtenrate

11.06.2025

In Zukunft könnte es wieder mehr vietnamesische Babys geben.
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Seit einiger Zeit macht sich nicht nur in westlichen Industrieländern, sondern auch in Südkorea oder im kommunistischen Vietnam der demografische Wandel bemerkbar. In Vietnam werden durchschnittlich 1,91 Kinder pro Frau geboren und das Bevölkerungsdurchschnittsalter beträgt 32,4 Jahre. Die Geburtenrate in OECD-Mitgliedstaaten, wie z.B. Deutschland, Italien, Großbritannien oder auch die USA, betrug 2022 1,5 Kinder pro Frau und das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag bei 40,9 Jahren.

Vietnam schafft nun die kommunistisch verordnete Zwei-Kind-Politik ab, die 1988 eingeführt wurde. Sie sollte das  Bevölkerungswachstum verringern und dazu beitragen, dass Frauen mehr arbeiten können. Ausnahmen gab es nur, wenn die ersten beiden Kinder Mehrlinge waren, oder das erste Kind behindert zur Welt kam. 

Der demografische Wandel fordert seinen Tribut

Ab sofort können Frauen bzw. Familien selbst entscheiden, wie viele Kinder sie bekommen möchten. Dies gab die staatliche Nachrichtenagentur Vietnam News Agency letzte Woche bekannt. 

In der Sozialistischen Republik entschloss man sich zu diesem Schritt, da die Geburtenrate in den letzten vier Jahren stark gesunken war - zuletzt lag sie unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau.

Nun hofft die Regierung, dass viele Paare die neue Regelung beherzigen und möglichst viele Kinder bekommen. Diese werden aufgrund des demografischen Wandels auch dringend gebraucht. Immer mehr alte stehen immer weniger jungen Menschen gegenüber. Infolgedessen hat Vietnam - genau wie Deutschland - mit einem Rückgang der Erwerbsbevölkerung und Arbeitskräftemangel zu kämpfen, insbesondere Pflegekräfte und -heime werden immer mehr benötigt. 

Ob die Bevölkerung allerdings dem Wunsch der Regierung nachkommt und die Geburtenzahlen nun in die Höhe schnellen, bleibt abzuwarten, denn aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere in Großstädten wie Hanoi oder Hi Chi Minh Stadt, verzichten viele auf Kinder oder bekommen höchstens eins.

Die negativen Folgen der Zwei-Kind-Politik

Die Zwei-Kind-Politik führte dazu, dass Mädchen verstärkt abgetrieben wurden, da in der südostasiatischen Kultur der männliche Nachwuchs als höherrangig gilt. Die Folge ist ein stetig größer werdender Männerüberschuss, weshalb es immer wieder zu Zwangsverheiratungen und Menschenhandel kommt. Schätzungen zufolge wird es bis 2039 rund 1,5 Millionen mehr Männer als Frauen geben; bis 2059 könnte der Überschuss sogar 2,5 Millionen betragen. 

Um dieses extreme Szenario zumindest abzuschwächen, möchte die Regierung die Geldstrafe für Abtreibungen von Mädchen auf umgerechnet 3.334 Euro verdreifachen. 

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Kommentare

Das Ziel der kommunistisch verordneten Zwei-Kind-Politik war, "dass Frauen mehr arbeiten können". Das fordert auch der westliche Feminismus. Wie wir am Beispiel Vietnams sehen können, ist die tragische Folge, "dass Mädchen verstärkt abgetrieben wurden" und ein "Rückgang der Erwerbsbevölkerung und Arbeitskräftemangel". Ziel erreicht? Keinesfalls. Im Gegenteil: Weniger Frauen und weniger Arbeitende.

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