Litauen: Erster großer Marsch für das Leben

Empörung über geplantes Abtreibungsgesetz

02.09.2025

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Teilnehmer beim Marsch fürs Leben in München – bald zieht auch Vilnius, die Hauptstadt Litauens, für das Leben auf die Straße. Copyright by Götz/Stimme der Stillen e.V. Götz/Stimme der Stillen e.V.

Am 4. Oktober wird in Vilnius der erste große Marsch für das Leben in Litauen stattfinden, wie EWTN.TV in einem aktuellen Artikel berichtet. Nur wenige Tage vor der entscheidenden Abstimmung im Parlament über ein Gesetz zur sogenannten „reproduktiven Gesundheit“ wollen die Veranstalter damit ein klares Signal setzen. Das Gesetz sieht unter anderem eine Ausweitung des Zugangs zu Abtreibungen sowie deren vollständige Finanzierung durch öffentliche Gelder vor.

Litauen zählt zu den wenigen EU-Ländern, in denen Abtreibung zwar erlaubt, bislang aber kaum gesetzlich reguliert ist. Der neue Entwurf würde den Schwangerschaftsabbruch von einer ministeriellen Regelung auf die Ebene eines umfassenden Gesetzes heben – und zugleich deutlich ausweiten.

„Das Leben ist die Grundlage unserer Menschlichkeit“

Hauptorganisator Simonas Streikus betont, dass der Marsch für das Leben die unveränderliche Würde des Menschen ins Zentrum stellen solle:

„Es gibt Werte, die sich nie ändern. Der wichtigste davon ist das menschliche Leben. Um wirklich menschlich zu bleiben, müssen wir das Leben mit Respekt, Liebe, Verantwortung und Schutz ehren.“

Der Demonstrationszug beginnt bei der Martynas-Mažvydas-Nationalbibliothek, führt über die zentrale Gedimino-Allee und endet bewusst auf dem Domplatz, dem geistlichen und politischen Herz der Hauptstadt. Dort erwarten die Teilnehmer Reden, Musik und Familienaktivitäten.

Geplante Gesetzesänderungen im Überblick

Der Entwurf sieht vor:

  • Abtreibungen auf Wunsch bis zur 12. Schwangerschaftswoche
  • Ausnahmen bis zur 22. Woche bei Vergewaltigung, Inzest oder medizinischer Indikation
  • Ausweitung auf chirurgische und medikamentöse Verfahren, auch per Telemedizin
  • Staatliche Kostenübernahme durch Steuergelder

Damit würde der Schwangerschaftsabbruch faktisch zu einer garantierten Gesundheitsleistung erklärt.

Stimmen von Teilnehmern

Der Bioethiker Ramūnas Aušrotas kritisiert die geplante Liberalisierung scharf. Er verweist auf eine Widersprüchlichkeit: Wenn ein Kind erwünscht sei, würden sämtliche medizinischen Möglichkeiten genutzt, um sein Leben zu retten – sei es nicht erwünscht, werde jedoch sein Abbruch akzeptiert.

„Menschliches Leben kann nicht gleichzeitig wertgeschätzt und abgelehnt werden“, so Aušrotas.

Der Hausarzt Richard Cervin, seit über 30 Jahren praktizierend, mahnt:

„Wenn wir uns nicht für die Wehrlosen einsetzen können, wessen Leben müssen wir dann verteidigen? Der Schutz des Lebens der Ungeborenen ist keine politische oder ideologische Frage, sondern eine Frage der Menschlichkeit.“

Der Marsch für das Leben in Vilnius wird von zivilgesellschaftlichen Gruppen und katholischen Laienorganisationen organisiert, ist jedoch säkular ausgerichtet und offen für Menschen aller Glaubensrichtungen oder ohne religiöse Bindung. 

Die Kommunikationsdirektorin der Initiative, Diana Karvelienė, unterstreicht den überkonfessionellen Charakter der Veranstaltung:

„Die Heiligkeit des Lebens überschreitet religiöse Grenzen. Man muss nicht an Gott glauben, um zu wissen, dass es falsch ist, Schwächere zu töten.“

Erwartet werden zahlreiche Familien, Studenten, Ärzte und junge Aktivisten. Für viele Teilnehmer ist die Veranstaltung nicht nur Protest, sondern auch ein Ausdruck der Hoffnung und der Solidarität mit Müttern und Vätern.

Die Künstlerin Lukrecija Kozlovskytė bringt es auf den Punkt:

„Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie unschuldige Leben ausgelöscht werden. Für mich wäre das so, als würde ich Zeuge eines Mordes auf offener Straße werden und nichts unternehmen.“

Ein Wendepunkt für Litauen

Ob das Parlament das Gesetz zur „reproduktiven Gesundheit“ verabschieden wird, ist offen. Auch vor dem Hintergrund der steigenden militärischen Bedrohung durch Russland sorgt die geplante Maßnahme aufgrund ihres zerstörerischen demografischen Potenzials für Verwunderung. Denn die willentliche Auslöschung ungeborener Litauischer Leben „von innen“ wirkt umso absurder, als das baltische Volk sich derzeit auch mit lebensgefährlichen Bedrohungen „von außen“ konfrontiert sieht. Mehr Geburten, nicht mehr Abtreibungen wären aus der Sicht vieler Beobachter für den Lebenserhalt des Litauischen Volkes die logischere Reaktion. 

Klar ist jedenfalls: Der Marsch für das Leben am 4. Oktober markiert einen Wendepunkt in der öffentlichen Debatte Litauens. Für viele ist er das Bekenntnis zu einem Land, das seine Zukunft auf dem Schutz der Schwächsten aufbaut. Und diees Bekenntnis wird in Zukunft nicht mehr ignoriert werden können, wenn in Litauen über das Leben Schwangerer in Not und ihrer ungeborenen Kinder diskutiert wird. 

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