NDR-Doku warnt vor Leihmutterschaft: Der Fall Ruby
"Das ist Menschenhandel"

Wie der NDR in seiner neuen Dokumentation „Wenn Babys zur Ware werden – das Leihmütter-Business“ berichtet, hat der Fall eines deutschen Paares international für Aufsehen gesorgt. Heike und Claude, ein Paar Ende 50, erfüllten sich ihren Kinderwunsch über eine Leihmutter in Argentinien – und lösten damit Ermittlungen wegen Menschenhandels aus.
Laut einem Bericht der Tagesschau reisten Heike und Claude im November 2023 nach Buenos Aires, um ihr über eine Agentur beauftragtes Baby abzuholen. Für die Leihmutterschaft zahlten sie rund 50.000 Euro. Nach der Rückkehr nach Deutschland nahm das Jugendamt die kleine Ruby (Name geändert) wegen Zweifeln am Kindeswohl in Obhut.
Glücksgeschichten und Schattenseiten
Der NDR-Film zeigt neben diesem Fall auch zwei junge deutsche Paare, deren Kinderwunsch durch Leihmutterschaft erfüllt wurde und die sich für eine Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland aussprechen.
Dennoch bleibt der Fokus des Filmes kritisch. Er zeigt die Kehrseite eines Geschäfts, in dem aus Kinderwunsch schnell Kommerz werden kann. Wenn Geld fließt, geraten ethische Grenzen ins Wanken. Menschenleben wird zur Handelsware. Die Doku warnt vor einem System, in dem Babys wie Produkte vermittelt werden. Zugleich stellt die Doku Fragen, die über Einzelschicksale hinausgehen: Welche Rechte haben die Kinder? Denn oft bleiben Ei- und Samenspender anonym – und den Kindern wird die Möglichkeit genommen, jemals zu erfahren, wer ihre leiblichen Eltern sind.
Ermittlungen wegen Menschenhandels
Wie die Tagesschau berichtet, führte der Fall Ruby zu Ermittlungen in insgesamt 48 Fällen von Leihmutterschaft in Argentinien. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet: Menschenhandel und Ausbeutung wirtschaftlich schwacher Frauen.
Verónica Toller, Leiterin des argentinischen Ausschusses zur Bekämpfung von Menschenhandel, bezeichnete die Aktivitäten dieser Agenturen gegenüber dem NDR als „eine neue Form des Menschenhandels“.
Ein globales Geschäft in rechtlichen Grauzonen
Laut Tagesschau ist Leihmutterschaft längst zu einem globalen Geschäft geworden. Marktforschungsinstitute schätzen das weltweite Marktvolumen für 2024 auf fast 19 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Internationale Abkommen oder verbindliche Standards fehlen. Agenturen nutzen bestehende Gesetzeslücken oder umgehen bewusst nationale Vorschriften.
Deutsches Recht
In Deutschland ist Leihmutterschaft nach dem Embryonenschutzgesetz von 1990 verboten. Das Verbot soll laut der ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier sowohl Leihmütter als auch Kinder schützen. Gegenüber der Tagesschau erklärte sie: „Es fließt Geld und anschließend wird ein Menschenkind überreicht. Das ist Menschenhandel.“
Trotz dieses Verbots beauftragen immer mehr deutsche Paare Agenturen im Ausland – eine rechtliche Grauzone, denn das Vorgehen ist hierzulande nicht strafbar. Laut Tagesschau hat die Bundesregierung bislang keine einheitliche Regelung oder Kontrolle der Agenturen eingeführt. Die Frage, ob und wie Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt oder reguliert werden sollte, bleibt politisch offen.
Ethische Fragen im Zentrum
Aus einer Lebensrechtsperspektive rückt hier die Würde des Menschen in den Mittelpunkt – sowohl die der Leihmütter als auch die der Kinder. Denn wo menschliches Leben zum Produkt wirtschaftlicher Interessen wird, gerät der Schutz des Schwächsten leicht ins Hintertreffen. Die Diskussion um Leihmutterschaft ist daher nicht nur eine juristische, sondern zuerst eine tief ethische Auseinandersetzung über den Wert des Lebens selbst.
Das Schicksal von Ruby
Nach Angaben der Tagesschau lebt Ruby derzeit bei einer Pflegemutter in Deutschland. Vor Gericht wird weiterhin darüber entschieden, wo das Kind künftig aufwachsen soll. Nach deutschem Recht gilt die argentinische Leihmutter als rechtliche Mutter. Die Ermittlungen in Argentinien dauern an.
Der Fall Ruby bleibt damit ein Symbol für eine Entwicklung, die immer mehr Länder betrifft – und die zeigt, dass der Wunsch nach einem Kind zwar zutiefst menschlich ist, aber dass das Leihmuttergeschäft rechtliche und moralische Grenzen verletzt.
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Kommentare
Ein Beobachter
Und das Problem fängt hier in Deutschland an. Kürzlich fand in Köln zum wiederholten Male eine Kinderwunschmesse statt (der Kontrafunk berichtete https://kontrafunk.radio/de/sendung-nachhoeren/politik-und-zeitgeschehe…) und solches Treiben ist auch schon legal.
Interessant ist auch das Buch "Ich kauf mir ein Kind" von Birgit Kelle, das letztes Jahr erschien und denselben Themenkomplex behandelt.
Wissen könnte man es schon lange, aber die Regierungsparteien ducken sich weg. Wenn sich das ändern soll, sollten wir uns bei der nächste…n Wahl daran erinnern.