Neue Studie: Risiko für psychische Probleme erhöht sich nach Abtreibung
Junge Frauen besonders betroffen

Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie aus Kanada liefert neue Erkenntnisse zu den psychischen Auswirkungen von Schwangerschaftsabbrüchen auf Frauen. Laut dem Bericht, der im Journal of Psychiatric Research veröffentlicht wurde, zeigen die Ergebnisse der Untersuchung, dass Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch ein signifikant höheres Risiko für psychiatrische Klinikeinweisungen haben als nach einer Geburt. Dies stellt die langjährige Diskussion über die psychischen Folgen von Abtreibungen in den Fokus, die in der öffentlichen Debatte häufig wenig Beachtung findet.
Deutlich erhöhtes Risiko bei jungen Frauen unter 25 Jahren
Die Studie zeichnet sich durch ihre außergewöhnlich große Stichprobe und lange Nachverfolgungszeit aus, die deutlich umfangreicher ist als bisherige Untersuchungen zu diesem Thema. Die veröffentlichte Untersuchung, die eine Analyse von rund 1,25 Millionen Schwangerschaften zwischen 2006 und 2022 umfasst, konzentriert sich auf den Zeitraum von bis zu 17 Jahren nach einem Schwangerschaftsabbruch. Von den untersuchten Fällen wurden 28.721 Schwangerschaftsabbrüche dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Hospitalisierungsrate wegen psychiatrischer Erkrankungen (z. B. Depression, Angststörungen, Essstörungen), Substanzgebrauchsstörungen und Suizidversuchen bei Frauen nach einer Abtreibung 2,5-mal so hoch war wie bei Frauen, die eine Geburt hatten. Besonders auffällig war dieses erhöhte Risiko bei Frauen, die jünger als 25 Jahre alt waren.
Erhöhte Hospitalisierungsraten fanden sich besonders bei Frauen, die wiederholt abgetrieben hatten oder die bereits eine Lebendgeburt hinter sich hatten. Das Risiko für psychiatrische Hospitalisierungen war bei Frauen mit psychischen Vorerkrankungen nahezu neunmal so hoch wie bei Frauen ohne eine solche Vorgeschichte.
Psychische Langzeitfolgen: Risiko bleibt hoch
Auch Jahre nach dem Abbruch blieb das Risiko für psychiatrische Erkrankungen signifikant erhöht. Insbesondere in den ersten fünf Jahren nach einer Abtreibung war das Risiko für Suizidversuche und Substanzmissbrauch, wie etwa Drogen- oder Alkoholprobleme, am höchsten. Aber auch langfristig, über einen Zeitraum von bis zu 17 Jahren, blieb das Risiko für Substanzstörungen deutlich erhöht.
Das Wiener Bioethikinstitut IMABE, das die kanadische Studie zusammenfasste, kritisierte, dass die psychischen Langzeitfolgen von Abtreibungen in der öffentlichen Diskussion oft nicht berücksichtigt werden, obwohl sie eine große Anzahl von Frauen betreffen. Die IMABE-Experten betonen die Wichtigkeit, dass Frauen umfassend über die möglichen psychischen Risiken einer Abtreibung informiert werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Bereits 2023 hatte das Institut in einer Analyse von 14 internationalen Studien belegt, dass es statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Abtreibung und psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen, Suizidalität sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch gibt.
Politische Debatte: Wird das Thema Abtreibung einseitig betrachtet?
Die Frage nach den psychischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen bleibt eines der umstrittensten Themen in der Medizinforschung. Wie das IMABE-Institut betont, wird ein sachlicher wissenschaftlicher Diskurs durch die emotionale Aufladung des Themas erschwert. Das vorherrschende Narrativ, dass Abtreibungen die seelische Gesundheit der Frauen bei ungewollten Schwangerschaften schützen, während das Austragen eines ungewollten Kindes massive psychische Belastungen verursache, ist weit verbreitet. Diese Annahme spiegelt sich auch in der Rechtslage wider, etwa in Österreich, Deutschland und der Schweiz, wo Spätabtreibungen bis zur Geburt erlaubt sind, wenn eine Gefahr für die „körperliche oder seelische Gesundheit“ der Frau ärztlich attestiert wird. „Der Gesetzgeber stuft den Schwangerschaftsabbruch damit als therapeutisches Mittel zum Schutz der psychischen Gesundheit ein“, so das Institut. Dabei bleibt die Frage, auf welche wissenschaftlich fundierten Daten diese rechtliche Grundlage beruht, weitgehend unbeantwortet.
Zweifel an der Qualität der ELSA-Studie
Die kürzlich veröffentlichte ELSA-Studie, die in Deutschland durchgeführt wurde, fand dagegen keine Hinweise auf gravierende psychische Langzeitfolgen von Abtreibungen. In der Studie heißt es dazu: „Ob eine ungewollte Schwangerschaft ausgetragen oder abgebrochen wird, hat längerfristig keinen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden.“ Allerdings wurden in einem Gespräch mit dem Onlinemagazin Corrigenda von mehreren Experten Zweifel an der Qualität der Daten und dem methodischen Vorgehen der Studie geäußert. Eine Expertin sprach sogar von „etlichen methodischen Fragezeichen“.
Mehr zur ELSA-Studie: Wenn sich Regierung und Wissenschaft gegenseitig die Bälle zuspielen | Corrigenda
Bessere Aufklärung und Unterstützung für betroffene Frauen
Laut dem IMABE-Institut belegen zahlreiche methodisch hochwertige Studien, dass Abtreibungen langfristig mit erhöhten Risiken für psychische Probleme einhergehen. Die statistisch auffälligen Unterschiede im langfristigen psychischen Wohlbefinden von Frauen mit und ohne Abtreibungsgeschichte sollten daher nicht ignoriert werden. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für eine umfassende wissenschaftliche Debatte und sollten, so das Institut, auch in der Politik Gehör finden, um das Wohl der betroffenen Frauen sicherzustellen.
Die neu veröffentlichte Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Frauen umfassend über die potenziellen psychischen Risiken einer Abtreibung informiert werden. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, dass betroffene Frauen Zugang zu alternativen Optionen, zu umfassender Beratung und emotionaler Unterstützung im Schwangerschaftskonflikt erhalten, um in dieser schwierigen Lebenslage die Chance zu haben, „Ja“ zum Leben zu sagen.
Helfen Sie Schwangeren in Not und ihren Babys
Täglich stehen Frauen verzweifelt vor der Entscheidung: Abtreibung oder Baby? Stellen Sie sich an die Seite dieser Frauen und helfen Sie ihnen, sich für ihre Babys zu entscheiden.
Mehr zu diesem Thema
-
Amtsgericht Lippstadt: Abtreibungsverbot für Dr. Volz rechtens
Urteil in Klage auf Abtreibungsrecht gefallen
Weiterlesen über Amtsgericht Lippstadt: Abtreibungsverbot für Dr. Volz rechtens
-
Die Bundesärztekammer befürwortet Abtreibungen
Ärzte machen sich für die Legalisierung von Abtreibungen stark
Weiterlesen über Die Bundesärztekammer befürwortet Abtreibungen
-
Trump-Regierung gegen Einschränkung von Abtreibungspille
Auch die neue US-Regierung befürwortet den lockeren Zugang zur Abtreibungspille Mifepriston
Weiterlesen über Trump-Regierung gegen Einschränkung von Abtreibungspille
Hinterlassen Sie Ihre Meinung
Kommentare
Bisher keine Kommentare